Die Radioretter
Initiative für Kultur im Rundfunk
                                                                                                                                                               

Radioretter-Blog

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10.10.2012

Die Arbeit der „Radioretter“ geht weiter

Kein Zweifel – unsere Initiative, die sich unter dem Namen „Die Radioretter“ in den ersten Monaten dieses Jahres vehement gegen den neuerlichen Programmabbau von WDR 3 wandte, hat einige ihrer Ziele vorläufig nicht erreicht. Am 30. Mai stimmte der Rundfunkrat des WDR den inhaltlichen Kürzungen im „Kulturradio“ WDR 3 und auch den organisatorischen Veränderungen im Redaktionsalltag zu. Der öffentliche Protest von fast 19.000 Unterzeichnern unseres Offenen Briefs wurde ebenso missachtet wie die in Feuilletons, auf öffentlichen Veranstaltungen oder in Werkstattgesprächen geäußerte differenzierte und argumentierende Kritik. Dennoch: Anders als die Vertreter der WDR-Geschäftsleitung hat der Rundfunkrat Gesprächsbereitschaft gezeigt – während sich Wellenleitung, Hörfunkdirektion und Intendanz hinter die Tatsachen verschleiernden ideologischen Worthülsen verschanzten. Die „Radioretter“ haben die WDR-Verantwortlichen offensichtlich erfolgreich ungewohnten Begründungszwängen ausgesetzt und damit einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, dass sie bei ihren Reformplänen argumentativ nackt dastehen. Die WDR-Hierarchie half sich mit verbalen Tricks und flüchtete sich in Nachbesserungs-Versprechungen, die sich sofort nach der Entscheidung des Rundfunkrates als leer erwiesen. Was für ein konzeptioneller und inhaltlicher Offenbarungseid vor den Gebührenzahlern.

Unsere Initiative aber hat gezeigt – und das bedeutet einen besonderen Erfolg –, dass sich eine große Öffentlichkeit für einen Rundfunk einsetzt, der in seinem Programm der Kultur, dem Nachdenken und den gesellschaftspolitischen Zusammenhängen gebührenden Raum zur Entfaltung bietet. Und der in seinen Redaktionen Forderungen wie die Mitbestimmung fester und freier Mitarbeiter oder Transparenz verwirklicht. Das sind auch die Ziele der „Initiative für Kultur im Rundfunk“.

Gründe genug, unsere Arbeit fortzusetzen. Wir sind davon überzeugt, dass die Zeiten, in denen sich die Menschen selbstherrliche Entscheidungen hinter verschlossenen Türen gefallen ließen, der Geschichte angehören. Weshalb solche Versuche beinah schon lächerlich wirken. Wer von der Öffentlichkeit finanziert und akzeptiert werden will, darf sie nicht verachten.

Nach einer Denkpause arbeiten wir nun an der Gründung eines Vereins, der sich kritisch mit den Entwicklungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auseinandersetzen wird. Wir werden auf unserer WebSite nicht nur die weitere Entwicklung im WDR, sondern auch in den anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten dokumentieren und kommentieren. Außerdem werden wir weiter zu Veranstaltungen, Workshops und Konferenzen einladen. Wir rufen noch mehr Redakteure, Autoren und andere Mitarbeiter auf, daran mitzuwirken und unser Forum zur Herstellung von Öffentlichkeit zu nutzen, auch ohne dabei selbst namentlich in Erscheinung zu treten. Nur so kann sich Widerstand langfristig entwickeln.

Die geplante Gründung unseres Vereins dient vor allem der Aufgabe, laufende Kosten aus Mitgliedsbeiträgen zu bestreiten: Internet-Administratoren müssen honoriert, Kosten für Recherche, Koordination oder Veranstaltungen bestritten werden. In Kürze werden wir unsere Unterstützer dazu einladen, diesem Verein beizutreten.

„Initiative für Kultur im Rundfunk – Die Radioretter“
Oktober 2012